Historisches Pflaster trat wieder zutage

Seit 1978 ist die Preßgasse gesperrt. Der Ortsverein hat sich „auf die Fahne geschrieben“, sie wieder zu öffnen

Mit einem Beitrag im Elbhang-Kurier rief der Ortsverein Loschwitz-Wachwitz im September letzten Jahres zu einem Arbeitseinsatz auf, um die völlig zugewachsene und mit 50 Zentimeter Erde belegte Preßgasse in Wachwitz wieder begehbar zu machen. Das Stadtbezirksamt Loschwitz stellte einen Container, Handschuhe und Müllsäcke. Etwa 20 Mitglieder des Vereins, Anwohner und Freunde konnten an diesem Tag das gesamte Gestrüpp entfernen. Doch wie sollte es weitergehen? Der Verein versuchte mehrmals, einen Vororttermin mit dem Straßen- und Tiefbauamt zu bekommen, um offene Fragen klären und sich abstimmen zu können – wozu es bis heute nicht gekommen ist. Er konnte noch im letzten Jahr eine sich stark neigende Säule der Sandsteinmauer durch eine Stahlkonstruktion sichern lassen und beantragte, den oberen Teil der Preßgasse wieder zu widmen. Anfang des Jahres stellte er einen Förderantrag beim Stadtbezirksamt, um die Erde abtragen und Bauvorbereitungen für die Sanierung der eingefallenen Mauern schaffen zu können. Doch die Situation hatte sich geändert. Fanden die Arbeiten bis dahin »unter dem Radar« (Aussage Stadtbezirksamtsleiter Christian Barth) statt, griffen jetzt rechtliche Vorgaben. Da die Straße gesperrt ist und damit keine Haftung übernommen werden kann, durfte das Stadtbezirksamt keine Unterstützung mehr geben. Bei einer Begehung der Ämter (ohne Einladung des Ortsvereins) soll beschlossen worden sein, Vermessungsarbeiten durchführen zu lassen. Für die Stadt ist vor allem wichtig, auf welchem Grundstück sich die Mauern befinden und wer die Kosten für deren Sanierung tragen muss. Doch bis zu einer Klärung wird Zeit verstreichen. Wenn in diesem Frühjahr nichts getan worden wäre, hätten sich die Brombeeren ganz schnell des Weges angenommen – so wie es schon mehrfach passierte (siehe EHK 9/2020). Der Ortsverein wollte sich damit nicht abfinden. Eine kleine Gruppe aus engagierten Wachwitzern und Losch witzern beräumte über Wochen Stück für Stück die Erdschicht. Hervor trat das historische Pflaster, was es in dieser Form nur noch auf wenigen Dresdner Wegen zu sehen gibt. Gleichzeitig wurden die Gespräche mit den Eigentümern der westlich gelegenen Grundstücke gesucht, um die Sandsteinmauer instand zu setzen. Mehrere Varianten liegen auf dem Tisch und vielleicht gibt es bald eine Einigung. Das östliche gelegene Grundstück gehörte früher der Südost WOBA Dresden GmbH. Der Nachfolger Vonovia teilte schriftlich mit, dass er das Grundstück nicht in Verwaltung habe. Erst über das Amt für Kataster und Geodaten war zu erfahren, dass der jetzige Eigentümer die Wohnbau Nordwest GmbH, ein Unternehmen der Vonovia, ist. Jetzt soll das Grundstück verkauft werden, zwei Neubauten sind geplant. Zu hoffen ist, dass beim Verkauf auch die notwendige Sanierung der Sandsteinmauer Erwähnung findet. 

Für den Ortsverein ist nicht nachvollziehbar, warum die Verwaltung ein derart geballtes bürgerschaftliches Engagement nicht zu nutzen versteht und diesem eher Steine in den Weg zu legen versucht. Der Loschwitzer Stadtbezirksamtsleiter darf wohl offiziell das Engagement des Ortsvereins nicht einmal mehr zur Kenntnis nehmen und sieht zum Thema keinen Gesprächsbedarf. Warum?

Derzeit versucht der Ortsverein, die Gasse durch das Landesamt unter Denkmalschutz stellen zu lassen.

Wachwitz, Beräumung der Preßgasse, 2020.

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