Die Schwebebahn

Die Loschwitzer Schwebebahn ist die älteste Bergschwebebahn der Welt.

Auf einer Länge von 273,8 Metern überwindet sie eine Höhe von 84,2 Metern bei einer durchschnittlichen Neigung von 32,18 %. Am 6. Mai 1901 erfolgte die feierliche Inbetriebnahme der Bahn in Anwesenheit des Prinzen Friedrich August, des späteren Königs Friedrich August III. von Sachsen.

Die Talstation der Schwebebahn, wie auch die Bergstation erbaut von dem Architekten Friedrich Reuter, liegt am Anfang der Pillnitzer Landstraße, zur Zeit ihres Baues nur einhundert Meter von der damaligen Endhaltestelle der Straßenbahn am Körnerplatz entfernt. Von hier führt ihre Trasse über den Loschwitzer Elbhang zur Sierksstraße im Ortsteil »Schöne Aussicht«. Da der Antrieb der Schwebebahn bis 1909 mit Dampfmaschinen erfolgte, musste die Bergstation die Kesselanlage mit dem notwendigen Schornstein aufnehmen. Da dieser an der exponierten Stelle des Hochplateaus nicht sichtbar sein durfte, wurde das in die Bergstation integrierte Maschinenhaus als wuchtiger Turm gestaltet, in dessen einer Zinne sich der Schornstein verbarg.

Schwebebahn in Jubiläumslackierung, Foto: Siegfried Großmann

Die Idee des Baues der Schwebebahn geht zurück auf den in Loschwitz ansässigen Hofbuchhändler Heinrich Warnatz. Er verbündete sich mit der »Continentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen« (Conti) in Nürnberg, einer Tochtergesellschaft von Schuckert & Co. Schon im Februar 1896 suchten Warnatz und die Conti um eine Konzession für den Bau der Schwebebahn nach. Im Herbst 1898 begann die Conti mit den ersten Bauarbeiten.

Die Konzession zum Bau erteilte die sächsische Regierung im Juni 1899 dann an die im Dezember 1898 von Schuckert & Co. neugegründete Tochtergesellschaft »Elektra«, die von Conti neben anderen Projekten auch die Loschwitzer Schwebebahn übernommen hatte. Jetzt erfolgte die Montage des Traggerüstes von der Bergstation beginnend talwärts.

»Auf den bereits fertiggestellten Fahrbalken lief ein fahrbares Gerüst, das ein Arbeiten im Vorbau ermöglichte. Die insgesamt 33 Stützen und die dazwischenliegenden Fahrbalken wurden am Boden montiert und dann im Ganzen hochgezogen.« (Mario Schatz). Die Arbeiten führte die Vereinigte Maschinen-AG aus Nürnberg (MAN) aus, die später auch die beiden dunkelroten Hauptwagen und die beiden Versetzwagen, die nur in den ersten Jahren genutzt wurden, lieferte. 385 000 Fahrgäste beförderte die Schwebebahn in den noch verbleibenden Monaten ihres ersten Jahres (1901). Diese Zahl ging freilich in den folgenden Jahren zurück.

1909 hatte die alte Dampfmaschine ausgedient und die Schwebebahn erhielt einen elektrischen Antrieb. Beide Bergbahnen (Standseilbahn und Schwebebahn) gingen 1911 in das Eigentum der Stadt Dresden über und ab 1992 übernahm die Städtische Straßenbahn die Betriebsführung.

Ohne größere Unterbrechungen, bedingt etwa durch das Auswechseln des 410 Meter langen Zugseiles, durch die Erneuerung der Fahrschienen im Jahr 1934 und 1964 umfangreichere Reparaturen am Traggerüst, beförderte die Schwebebahn bis zu ihrer Außerbetriebnahme im März 1984 viele Millionen Fahrgäste auf die Höhe des Elbhanges. Dann begann eine vieljährige Rekonstruktion bis zu den Fundamenten des Traggerüstes. Die alten Wagen und das gesamte Traggerüst wurden verschrottet. Im frostigen Januar 1987 transportierte ein Hubschrauber in 52 Flügen die zerlegten Teile vom Hang.

Ende 1988 begann die Montage der Stützen, im Sommer 1989 konnten die ersten von ihnen aufgestellt werden. Wenige Monate später flog ein Hubschrauber dann die nicht mittels Kran aufstellbaren Stützen auf das unzugängliche Gelände. Nach der Montage der neuen Wagen erfolgte die Wiederinbetriebnahme der rekonstruierten Schwebebahn am 31. Mai 1991. Leider mussten bereits 2001 bis 2002 erneute Reparaturen am Traggerüst vorgenommen werden. Gleichzeitig erfolgte eine Sanierung und ein kleinerer Umbau der Bergstation.

Von ihrer Plattform genießt der Besucher seitdem einen weiten Blick über das Elbtal und Dresden bis zu den Höhen des Erzgebirges.

Otto-R. Wenzel